Warum die BVG-Revision für Frauen nicht funktioniert
Vor der Abstimmung über die Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 Jahre haben viele Politiker:innen versprochen: Wenn die Frauen bis 65 arbeiten, sollen dafür ihre Renten steigen. Doch die BVG-Revision ist ein Bschiss und zahlt sich für Frauen nicht aus. Für viele Frauen führt die Revision sogar zu tieferen Renten, obwohl ihnen mehr vom Lohn abgezogen werden soll. Sollen Frauen nach der Erhöhung des Rentenalters mit der BVG-Revision noch ein zweites Mal mehr bezahlen für tiefere Renten?
Für Frauen besonders schlecht
Tatsächlich ist die BVG-Revision für Frauen besonders schlecht: Viele Frauen würden bei Annahme der Revision höhere Beiträge zahlen und später weniger Rente erhalten. Hinzu kommt, dass sie oft nicht von den Massnahmen profitieren, mit denen die Rentenverluste für ältere Arbeitnehmende abgefedert werden sollen. Denn diese Kompensationen erhalten nur Personen, die mindestens 15 Jahre in einer Pensionskasse versichert waren. Gerade Frauen werden häufig an dieser Bedingung scheitern. Rund ein Drittel aller erwerbstätigen Frauen ist nicht einmal einer Pensionskasse angeschlossen, weil sie dafür zu wenig verdienen.
Beispiel:
Eine 50-jährige Frau mit einem Monatslohn von 5’400 Franken müsste mit der BVG-Revision beispielsweise jeden Monat 100 Franken mehr in die Pensionskassen einzahlen; sie wird aber in der Pension monatlich rund 130 Franken weniger Rente erhalten.
Wie konnte es so weit kommen?
Statt die gemachten Versprechen einzulösen, wurden Verbesserungen für Personen mit tiefen Einkommen und Teilzeitbeschäftigte mit einer Abbauvorlage verknüpft: Denn das Parlament senkt gleichzeitig den sogenannten Umwandlungssatz. Dieser bestimmt, wie viel Rente jemand für das angesparte Altersguthaben erhält. Konkret heisst das, wird der Umwandlungssatz gesenkt, sinken auch die Renten.
Konsequenz: Keine rasche Verbesserung
Wegen dieser Verknüpfung dauert es Jahrzehnte, bis sich bei den Renten der Frauen tatsächlich etwas verbessern würden. Denn die Rentenbildung in der 2. Säule geht viel zu langsam, um rasche Verbesserungen erreichen zu können. Ganz im Unterschied zur 1. Säule (AHV). Dank der 13. AHV-Rente wird sich die Rentenlücke der Mütter ab 2026 um bis zu vier Prozent verringern.
Teilzeitbenachteiligung in den Pensionskassen weitgehend behoben
Ausserdem ignoriert das Parlament, wie Teilzeitbeschäftigte heute in den Pensionskassen versichert sind. Gemäss einer repräsentativen Umfrage aus dem letzten Jahr erleiden Teilzeitbeschäftigte und andere Geringverdienende in neun von zehn Pensionskassen aktuell keine oder nur geringe Nachteile aufgrund des tieferen versicherten Lohns (Koordinationsabzug). Das Parlament setzt in der BVG-Revision beim Koordinationsabzug also auf ein Scheinproblem, das die Sozialpartner schon angepackt haben.
Das drängende Problem der zu tiefen Frauenrenten
Das tatsächliche Problem, das zu den tiefen Pensionskassenrenten der Frauen führt, wird mit der Revision hingegen nicht gelöst: Die unbezahlte Betreuungs- und Erziehungsarbeit, die vor allem Frauen leisten, wird in der 2. Säule nicht anerkannt und führt zu drastischen Rentenkürzungen. Denn anders als in der AHV wird die unbezahlte Care-Arbeit in der Pensionskasse weder als Arbeit anerkannt noch finanziell ausgeglichen.
Es braucht eine Anerkennung der Sorgearbeit
Die Studien des Bundesrats sind eindeutig: Die Rentenlücke vergrössert sich deutlich, wenn Kinder involviert sind. Während Kinder bei Frauen die Rente senken, erhöhen sie bei Männern die Rente. Die Rentenlücke zwischen Frauen mit Kindern und Männern mit Kindern beträgt satte 41.5 Prozent. Doch der Bundesrat und die bürgerlichen Parteien haben alle Versuche abgeblockt, in der 2. Säule einen Mechanismus einzuführen, um die Sorgearbeit in Form von Rentenverbesserungen zu entschädigen.
Wer profitiert von der BVG-Revision?
Wer von der BVG-Revision aber sicher profitieren würde, ist klar: Sie spült sehr viel mehr Geld in die Hände von Banken und Versicherungen. Denn von unseren Pensionskassengeldern schöpfen sie über die Vermögensverwaltung viel Geld ab. Dafür zahlen wir bereits heute 1’500 Franken pro Jahr.
Ein klares Nein zum BVG-Bschiss
Für die dringendsten Probleme bietet diese BVG-Revision keine Lösungen, sie verstärkt sie teilweise sogar. Die breite Bevölkerung leidet bereits heute unter der Teuerung, den steigenden Krankenkassenprämien und unter den kaum bezahlbaren Kinderbetreuungskosten. All diese Probleme werden von der Vorlage schlicht ignoriert, im Vordergrund stehen die finanziellen Interessen von Banken und Versicherungen. Nach der Erhöhung des Rentenalters sollen Frauen nicht nur weiterhin auf die versprochenen höheren Renten warten, sondern nun stattdessen mit der Senkung des Umwandlungssatzes und der Erhöhung der Lohnbeiträge massiv zur Kasse gebeten werden. Darauf gibt es nur eine Antwort: Ein wuchtiges Nein!
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